Schömbergs Bürgermeister Gerhard Vogel sucht neue Herausforderungen – Fraktionschefs bedauern den Abtritt


2709

Blickt neuen Aufgaben entgegen: Den Chefsessel im Schömberger Rathaus will Bürgermeister Gerhard Vogel im kommenden Jahr an einen Nachfolger abgeben. Foto: PZ-Archiv

SCHÖMBERG. Zunächst herrschte Sprachlosigkeit im Schömberger Ratssaal: Mit seiner Ankündigung, bei der Bürgermeisterwahl nicht mehr anzutreten, hat Rathauschef Gerhard Vogel nicht nur den Gemeinderat überrascht.

Der erste Teil seiner Erklärung hatte noch einem Lobgesang auf Verwaltung, Gemeinderat und auf die Schömberger Vorzüge geglichen. Doch dann das: „Trotz befriedigender Arbeit erwische ich mich öfters dabei, dass manches zur Gewohnheit wird“, erklärte Vogel. Er habe immer versucht, dem Alltagstrott zu widerstehen, sei sich aber bewusst, dass er ihn irgendwann einholen werde.

Insbesondere dann, wenn sich eine weitere Amtszeit anschließe und sich die Gesamt-Amtszeit dem Vierteljahrhundert nähere. „Das möchte ich unserer Gemeinde und mir nicht antun. Deshalb habe ich mich entschlossen, mich nicht mehr um eine dritte Amtszeit zu bewerben“, kündigte Vogel an (PZ hat berichtet). Er habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht. Nach 16 Jahren tue es der Gemeinde jedoch gut, wenn sie neue Impulse erhalte und sich erfolgreich weiter entwickeln könne. „Auch mir tut es gut, wenn ich in einem anderen Betätigungsfeld eine neue Herausforderung erfahre“, sagte der 53-Jährige, der gestern für eine weitere Stellungnahme nicht zu erreichen war.

Seine Entscheidung ändere nichts daran, dass er in Dankbarkeit zurückblicke und sich weiter bis zum letzten Arbeitstag engagieren werde. Gerhard Vogel räumt den Chefsessel in einer Zeit des Umbruchs. Den Haushalt unter schwierigen finanziellen Bedingungen auf gesunde Füße zu stellen, bleibt Herausforderung Nummer eins. Nachdem das Strategiekonzept für den Tourismus vorliegt, kommen auch hier neue Weichenstellungen auf Schömberg zu.

Aus Vogels Sicht ist der Zeitpunkt seines Abtritts nicht der schlechteste: „Die gute Zusammenarbeit mit Gemeinderat und Ortschaftsräten hat Früchte getragen. Nach schweren Jahren der Finanzkrise ist die Gemeinde für die Zukunft gerüstet.“


Alle Fraktionsvorsitzenden bedauerten die Entscheidung des Verwaltungschefs. „Wir haben 16 Jahre einen ausgezeichneten Bürgermeister gehabt. Der Schritt ist sehr schade, aber er ist auch menschlich“, sagte gestern CDU-Fraktionschef Manfred Raab. Nun müsse man sich überparteilich Gedanken machen, wie man einen guten Nachfolger finde.

Suche nach Kandidaten

Ähnlich sieht dies der SPD-Fraktionschef: „Wir werden sicher unsere Fühler ausstrecken“, sagte Helmut Sperth. Die Zusammenarbeit mit Vogel bezeichnete er als sehr kooperativ. Daher bedauere er dessen Schritt. „Auf der anderen Seite bringen neue Leute neue Impulse und das ist auch nicht ganz verkehrt.“ Sperth und Raab betonten, dass die Gemeinde bis zur Wahl im Februar 2007 nicht in Stillstand verfallen werde.

Projekte wie das Tourismuskonzept oder die Zukunft des Wellenbads sollten weiter vorangetrieben werden. Trotz mancher Widrigkeiten habe Vogel die Gemeinde nach vorne gebracht, sagte der Fraktionschef der Unabhängigen Wählervereinigung, Bernhard Blaich. „Sein Nachfolger tritt ein gutes Erbe an und da muss er gewisse Qualitäten mitbringen“, so Blaich. Seine Fraktion wolle jedoch nicht auf Kandidatensuche gehen.

Über weitere Gründe Vogels wollten die Fraktionsvorsitzenden nicht spekulieren. Auch dessen Flirt mit dem Chefsessel im Ellwanger Rathaus wäre für einige kein Makel für die Wahl in Schömberg gewesen. „Da ist nichts Negatives dran“, so Raab, „es gehört dazu, dass man zu einem beruflichen Weiterkommen nicht Nein sagt.“

Bei der Oberbürgermeister-Wahl in der Großen Kreisstadt hatte es für den CDU-Kandidat Vogel im Mai 2003 nicht zum Sieg gereicht. Zwar hatte er danach erklärt, sich nicht mehr beruflich umorientieren zu wollen. Nun hat er sich doch anders entschieden.

Pforzheimer Zeitung: 28.09.2006